Karl Otto Götz
(* 22. Februar 1914 in Aachen; † 19. August 2017 in Wolfenacker), bekannt als K. O. Götz, war ein deutscher Maler und Lyriker. Er war ein Hauptvertreter der abstrakten Kunst und des Informel in Deutschland. weiterlesen…Er lebt und arbeitet in Niederbreitbach-Wolfenacker. Götz veröffentlichte ab 1936 erste abstrakte Arbeiten und experimentiert mit Film und Fotografie. Unter den Nationalsozialisten hatte Götz Mal- und Ausstellungsverbot, malte aber heimlich weiter. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg schloss er sich dem „Rosenkreuz-Orden“ in Berlin an, zu dem auch ehemalige Mitarbeiter des Bauhauses gehörten, wie Willi Baumeister, Hans Hartung, Ernst Wilhelm Nay, Heinz Trökes und Hans Uhlmann. Von 1948 bis 1953 gab Götz die Zeitschrift „Meta“ heraus. Ab 1949 unterhielt er Beziehungen zur CoBrA-Gruppe und wirkte an der Zeitschrift gleichen Namens mit. 1952 schließlich wurde die Künstlergruppe Quadriga gegründet, die Keimzelle des Deutschen Informel. Karl Otto Götz gehörte u. a. mit Bernard Schultze zu den Mitgliedern der ersten Stunde. In diese Zeit fallen seine ersten informellen Experimente unter dem Einfluss von Wols und dem Tachismus. Im Jahr 1959 war Karl Otto Götz Teilnehmer der documenta II in Kassel.
Von 1959 bis 1979 lehrte er als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Zu seinen Schülern an der Akademie zählten in dieser Zeit die späteren Künstler Kuno Gonschior, Gotthard Graubner, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Manfred Kuttner, Rissa, HA Schult, Paul Schwietzke, Franz Erhard Walther und Horst Gläsker.
Er war ein sehr souveräner und freigeistiger Lehrer, eins seiner Credos war (und ist): "Man kann aus allem Kunst machen".
Götz’ erste Werke aus den frühen 1930er-Jahren waren vom Expressionismus und dem Surrealismus geprägt, wobei besonders die Arbeiten von Max Ernst, Juan Gris, Wassily Kandinsky, Paul Klee und für kurze Zeit Willi Baumeister Einfluss auf ihn ausübten. Es entstanden vor allem kleinformatige Holzschnitte und so genannte Spritzbilder, die zwar teilweise noch figürliche Elemente aufweisen, ihrer Struktur nach jedoch bereits informelle Strukturen vorwegnehmen. Da seine Dresdner Wohnung 1945 ausgebombt wurde, sind viele Werke des Frühwerks verloren gegangen.
Bereits während des Kriegs hatte Götz an seiner Fakturenfibel gearbeitet, die amorphe Formprinzipien zusammenfasste und aus der er Teile immer wieder in seine Malerei mit einbezog. Bis in die frühen 1950er-Jahre versuchte sich Götz in verschiedenen künstlerischen Medien, so fertigte er Luftpumpenbilder, Fotogramme, Holzschnitte, aber auch konstruktiv-abstrakte Ölbilder an. In den 1950er-Jahren lösen sich die Formen und Figuren zusehends auf; 1952 entstanden die letzten Ölbilder und die ersten rein informellen Mischtechnik-Bilder. Die letzten abstrakt-informellen „Ölbilder“ hängen heute im Saarlandmuseum Saarbrücken.
Beim Anrühren von Tapetenkleister für seinen Sohn Axel entdeckte Götz durch Zufall den Nutzen von Kleister und Farbe für seine informelle künstlerische Konzeption, die sich mit Pinsel und Rakel durch den Kleister unter der Wasserfarbe viel schneller herstellen lässt, als das die zähe Ölfarbe ermöglicht. Somit war diese Kombination von Farbe auf der mit Kleister versehenen Leinwand ideal für sein Ziel, die Farbe gestisch, in hoher Geschwindigkeit auf die Leinwand aufzutragen, um durch schnelle Verrakelung informelle Strukturen erzeugen zu können, die ohne den schnellen Malvorgang niemals das Licht der Welt erblickt hätten. Seit dieser Entdeckung entstanden seine berühmten, unverkennbaren Gemälde und Gouachen mit gerakelter Farbe, die ihn zu einem der international wichtigsten Vertreter des Informel und des Action Painting werden ließen. Es entstanden Werke mit der von Pollock begründeten All-over-Structure, aber auch Arbeiten, in denen die informellen Formelemente, zentriert oder diagonal, „energiegeladene“ Zentren bilden. Letzteres entwickelte Götz in den späten 1950er- und den 1960er-Jahren weiter zu den so genannten Schematas, die sehr variabel angelegt, nun für eine lange Zeit (bis 1999) die informellen positiv-negativ-Muster auf seinen Leinwänden darstellen.
1958 entstand auch sein erstes Triptychon: Das linke Bild mit dem Titel Jupiter, der Mittelteil U.D.Z. (Abkürzung für Unter diesem Zeichen) und das rechte mit dem Titel Matador. Im Mittelteil des Triptychons ist eine informell gemalte schwarz-rote Kreuzform dargestellt, die an das christliche Kreuzsymbol erinnert. Die beiden Seitenbilder zeigen links zentrierte schwarze Pinselzüge auf hellem Grund und rechts besteht es aus den Farben Rot, Blau und einem Mischton aus beiden Farbtönen, bräunlich auf hellem Grund. Die Titel dieser Seitenteile verweisen auf die Namen von US-Atomraketen, die damals in der Bundesrepublik stationiert worden waren. Damit war Götz’ erstes Gemälde entstanden, das zu einem aktuellen oder historischen Ereignis Bezug nimmt. Später folgte dann ab 2004 in seinem Spätwerk noch eine ganze Serie von Gemälden zum Zeitgeschehen. Sven Beckstette hat 2002 in einem Essay in präzisen Worten das Triptychon und dessen Wirkung beschrieben.
In den 1970er-Jahren entstanden einige Arbeiten, die ohne Rakel und nur mit dem Pinsel gemalt wurden und dadurch eine völlig andere Struktur erhielten. Zu gleicher Zeit entstanden weitere Bilder, deren Titel direkt auf ein aktuelles Ereignis des Zeitgeschehens verweisen, ohne jedoch motivisch das Thema direkt aufzunehmen, so etwa Moga I von 1977, das auf den RAF-Terror in Mogadischu anspielt. In den 1980er-Jahren entstand über mehrere Jahre die berühmte Serie Giverny, bei der Götz erstmals die Farbe Schwarz wegließ. Die so entstandenen starkfarbigen Gemälde erinnerten ihn in ihrer Farbkraft optisch an Claude Monets Garten in Giverny, so dass er, obwohl er nie die Gärten besucht hat, der Farbkraft der Blumengärten in seiner Vorstellung mit seinen Giverny-Gemälden ein Denkmal gesetzt hat. Anlässlich der Deutschen Wiedervereinigung entstanden 1990/1991 drei informelle Historiengemälde mit den Titeln Jonction I–III (übersetzt: Wiederanknüpfung).
Ab 2000 – hier kann man vom Beginn des Spätwerkes von Götz sprechen – entwickelte Götz, vermittelt durch Joachim Lissmann, den Geschäftsführer der K.O. Götz- und Rissa-Stiftung, in Zusammenarbeit mit der Kunstschmiede Hermann Josef Colle GmbH im Saarland eine Serie von 40 Stahlreliefs. Das größte Relief dieser Serie mit dem Titel Marianne befindet sich heute als Geschenk des Künstlers an einer Außenwand des Saarlandmuseums in Saarbrücken. Ab 2003 entstanden Arbeiten, die Götz als Holzvögel bezeichnet hat. Alle diese Arbeiten sind zweiteilig und bestehen aus großen, informell bemalten und unterschiedlich geformten, weißgrundierten Holzformen, die von einem Tischler nach Vorzeichnungen von Götz hergestellt wurden. Zu jeder dieser Formen gehört noch eine kleine, informell bemalte Leinwand, die jeweils durch einen Stahlbügel mit der Holzform verbunden ist.
Ebenfalls 2003 schuf Götz in Zusammenarbeit mit Adam C. Oellers, der als Kunsthistoriker am Aachener Suermondt-Ludwig-Museum eine Retrospektive zum 90. Geburtstag kuratierte, eine Serie von informellen Lichtmalereien, so genannten Luminografien. Für diese Arbeiten nutzte Götz statt eines Pinsels eine Taschenlampe und bewegte diese wie für eine Zeichnung zu informellen Figuren, die von einer Fotokamera mit besonders langer Belichtungszeit als Licht-Lithografien eingefangen wurden.
Zum 60. Gedenktag der Bombenangriffe auf Dresden im Jahr 2005 entstanden wieder zwei informelle Historiengemälde mit den Titeln Dresden I und Dresden II. Im selben Jahr schuf er zwei Gemälde, die auf die Tsunami-Flutkatastrophe im Pazifik im Dezember 2004 Bezug nehmen, und im Jahr 2008 zwei monumentale Gemälde mit den Titeln Menetekel I und Menetekel II, die durch Titelgebung und jeweils zwei die Türme des World Trade Centers assoziierende schwarze Balken auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York Bezug nehmen. Mit diesen Werken setzte Götz seine lose Serie von Werken fort, die sich trotz informell-abstrakter Malweise mit historischen Ereignissen bzw. Ereignissen des Zeitgeschehens beschäftigen.
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