Hans Bischoffshausen
auch Hans Stutz (* 2. November 1927 in Feld am See; † 19. Juni 1987 in Villach) war ein avantgardistischer Kärntner Maler und Kulturkritiker und einer der Hauptvertreter der österreichischen zeitgenössischen Malerei und Graphik. weiterlesen…Nach „vier Volks- und fünf Mittelschulen“ in Feld am See, Freiberg, Berlin, Wien etc., einem Einsatz als internierter Luftwaffenhelfer, beim Reichsarbeitsdienst und in der Wehrmacht legte Bischoffshausen die Reifeprüfung in Villach ab und begann 1946 ein Architekturstudium an der TH Graz, beendete sein Studium jedoch nicht, sondern eignete sich überwiegend autodidaktisch die Techniken und Stilmittel der klassischen Moderne an. In seinen Frühwerken sind deutliche Anklänge an Paul Klee sichtbar, jedoch gleichzeitig ist bereits durchaus starke Eigenständigkeit vorhanden.
„… durch Professor Kurt Weber zur Malerei hingerissen, beginnt seit 1947 der Sturz in die Malerei. Nach Einführung und Weg über die Impressionisten, analytischem und synthetischem Kubismus eröffnet sich das spielerische Geheimnis von Paul Klee. Nach André Malraux, logisch und wichtig für den Lehrling der Malerei, ergibt sich über viele Stationen die Öffnung zu Lucio Fontana, dessen Teilwerk ich in Abbildungen und real ab 1956 als mein Anliegen erkenne. Über eine noch folgende Zeit fossiler und durchgeübter Materialschlachten in Asphalt, Asche, Firnis und Blech ergibt sich der Durchstoß 1956/57 zur eigenen Formsprache.“
– Hans Bischoffshausen
Nach zwei Einzelausstellungen – 1957 in der Galleria del Cavallino in Venedig und 1959 in Otto Mauers Galerie nächst St. Stephan in Wien – erlaubte ihm der 1. Joanneumspreis für zeitgenössische Malerei die Erfüllung eines Traums: Er übersiedelte nach Paris. In einem aufgelassenen Kühlhaus richtete er sich eine notdürftige Behausung ein und ließ seine Frau Helene und die beiden kleinen Kinder nachkommen. Helene Bischoffshausen:
Wir wohnten mit Ratten und Flöhen zusammen. Unsere Nachbarn waren Obdachlose, Schwarzafrikaner, Illegale, Homosexuelle, geldlose Künstler. Ich hab’ in der Früh, bevor die Kinder auf waren, das Gemeinschaftsklo für uns alle gereinigt. Die Wände waren bis oben mit Scheiße bespritzt
Über den berühmten italienischen Maler Lucio Fontana, mit dem ihn seit 1957 eine lebenslange Freundschaft verband, fand er Zugang zu einer Gruppe von Künstlern, die als die Vorbilder für die Gruppe „ZERO“ die europäische Entwicklungsspitze der Künste bildete, wodurch Bischoffshausen einer von jener wichtigen österreichischen Gruppe von Künstlern nach 1945 wurde, die wie Wolfgang Hollegha, Oswald Oberhuber, Markus Prachensky, Arnulf Rainer, Hans Staudacher, Hans Piccottini (1943–2008) oder Max Weiler in den 1950er und 1960er Jahren ihre Anregungen in der Auseinandersetzung mit den abstrakt expressiven und informellen Tendenzen der französischen zeitgenössischen Kunst erfuhren.
Wie die Gruppe seiner französischen Freunde, die er „ZERO-AVANTGARDE“ nannte, betrieb Bischoffshausen Strukturforschungen in Weiß auf Weiß – „Künstlerleben im Banne der Weißheit“ wird man später einen Gedächtnisartikel betiteln. Der Künstler entwickelte Struktur-Reliefs mit einer radikal reduzierten Formensprache und minimalistischer Materialwahl, einfarbige Flächen wurden derart bearbeitet, dass reliefartige, manchmal auch eingeschnittene Formen entstanden, die Strukturen bilden. Diese plastische Erweiterung der Bildfläche führte zur Auflösung der Trennung von Bild und Raum. In seinen monochrom schwarz, weiß oder gold ausgeführten Strukturbildern jener Zeit tastete er sich an die Grenzen der Darstellbarkeit der Strukturen und der Raumkonzeption heran, bis er an einem Grenzwert des Wahrnehmbaren und der Immaterialität anlangte, der mit den Mitteln der Malerei nicht mehr zu realisieren ist. Dies führte im Extremfall dazu, dass die letzten seiner Arbeiten aus jener Periode nicht mehr fotografierbar, sondern nur mehr mit Hilfe des Tastsinns zu erforschen sind. In jenen reduzierten Strukturbildern formulierte der Künstler jedoch alle großen Themenbereiche wie Raum, Zeit, Energie und Stille.
Bischoffshausen gab seine gewonnenen Erfahrungen mit der französischen Avantgarde von Yves Klein bis zu Georges Mathieu und den internationalen Situationisten allerdings auch weiter, etwa an seinen steirischen Freund Gerhard Lojen, der dadurch gleichzeitig mit seinen abstrakten Bildern im Stile der Grazer Sezession eines Kurt Weber, welcher ja bereits Bischoffshausen zum „Sturz in die Malerei hingerissen“ hatte, unter dem Einfluss von Bischoffshausen und dessen künstlerischem Umfeld ebenfalls abstrakte Materialbilder schuf.[7] Bischoffshausen wiederum forderte nach dem frühen Tod seines Freundes, mit dem es 1983 auch gemeinsame Arbeiten gegeben hatte, im Club 2 des ORF eine Minute Stille, eine Stille, die selbst für eingehende Telefonate erfolgreich war.
1961 eröffnete Heide Hildebrand ihre Klagenfurter Galerie mit Bischoffshausen. Der Ankauf eines seiner bereits typischen weißen monochromen Bilder führte zu lebenslanger Freundschaft und umfangreicher Korrespondenz mit dem dankbaren Künstler, der in Paris „wie ein Clochard“ lebte, sich wie ein stets absturzgefährdeter „Seiltänzer in ziemlich grossen Höhen“ fühlte und Hildebrandt gesteht: „Wir sind total pleite“.
Erleichterung brachte der Auftrag für ein 30 m langes Relieffries für den damaligen Neubau der chirurgischen Abteilung im Landeskrankenhaus Klagenfurt, den er durch den Architekten Ernst Hildebrand 1961 erhielt. Dieses aus 12 Tafeln bestehende umfangmäßig größte Werk Bischoffshausen, ein „monochromes strukturelles Relief“, laut KABEG mit dem Titel „Champ d’Energie“,wurde 2001 „zwecks Restaurierung“ entfernt, acht Jahre lang unrestauriert auf Schloss Damtschach der Familie Orsini-Rosenberg „vor den Blicken der Öffentlichkeit versteckt“,und, über Initiative von Landesrat Peter Kaiser endlich restauriert, im Oktober 2010 im Foyer des Krankenhaus-Neubaus (jetzt „Klinikum Klagenfurt“) wieder zugänglich gemacht.
1963 hatte Bischoffshausen seine erste Pariser Einzelausstellung in der Galerie Weiler, es folgten Ausstellungen in Den Haag, Rom und in der Kunsthalle Bern, dann wieder mehrere Ausstellungen in Frankreich. Ein Jahrzehnt lang nahm er eine Extrem-Position künstlerischen Agierens, Produzierens und Hinterfragens ein. Wirklich bedeutende Aufträge aber gab es wenige: einen für die Porzellanmanufaktur von Sevres, zwei für Betonreliefs an Schulen in Rouen und in Grenoble. 1964–1969 gab er seine eigene Kulturzeitschrift mit dem Titel Bischoffshausen und die Kultur heraus, wo er immer deutlicher seinen pessimistischen Ansichten über den Stellenwert der Kultur Ausdruck verlieh:
„die gegenwärtige philosophie hat, die "wahrheiten" ERFOLG und KARRIERE auch in den kunstbetrieb ausstrahlend
Werkübersicht
Leider sind im Moment keine Objekte dieses Künstlers/dieser Künstlerin verfügbar.
Wir nehmen wöchentlich neue Kunstwerke in unseren Bestand auf – besuchen Sie uns also regelmäßig oder abonnieren Sie unseren Newsletter!
Wir nehmen wöchentlich neue Kunstwerke in unseren Bestand auf – besuchen Sie uns also regelmäßig oder abonnieren Sie unseren Newsletter!
Reviews
There are no reviews yet.