Friedrich Hermann Ernst Schneidler
(* 14. Februar 1882 in Berlin; † 7. Januar 1956 in Gundelfingen) war Typograf, Kalligraph und Hochschulprofessor. weiterlesen…Schneidler studierte an der Kunstgewerbeschule Düsseldorf Architektur bei Peter Behrens, später war er Schüler bei Fritz Helmuth Ehmcke. Ab 1905 arbeitete er als Lehrer in Solingen und zog 1909 nach Barmen. Im Ersten Weltkrieg war er Soldat.
1920 erfolgte seine Berufung an die Württembergische Staatliche Kunstgewerbeschule als Vorstand der Fachabteilung für graphische Künste und Buchgewerbe und als Professor. Schneidler gründete 1925 die Juniperus-Presse.
Schneidlers Hauptwerk, eine Sammlung von Studienblättern für Büchermacher, die den Namen Der Wassermann erhielt (1925 begonnen, größter Teil unter Mitwirkung der Fachlehrer Walter Veith [Setzerei], Julius Heilenmann [Druckerei], Josef Wenzky [Stein- und Kupferdruck] bis 1934, ungefähr 20 Blätter während des Zweiten Weltkriegs gedruckt), kam nach Kriegsende in vier Abteilungen (Kassetten) nach Sachgebieten geordnet – bei nur fünf vollständigen Exemplaren – mit etwa 60 unvollständigen Exemplaren in den Handel. Erstmals umfassend öffentlich gezeigt wurde das Mappenwerk 1996 im Rahmen der von Wolfgang Kermer kuratierten Ausstellung Zwischen Buch-Kunst und Buch-Design: Buchgestalter der Akademie und ehemaligen Kunstgewerbeschule Stuttgart in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart sowie 1997 in einer gleichnamigen Präsentation im Klingspor-Museum in Offenbach am Main.
Trotz seiner NSDAP-Mitgliedschaft ab 1939 und der Aufnahme in die Gottbegnadeten-Liste („Führerliste“) der wichtigsten Gebrauchsgrafiker des NS-Staates erhielt Schneidler 1946 bei der Wiedereröffnung der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart die Lehrerlaubnis, nachdem die amerikanische Militärregierung die Weiterbeschäftigung „anheimgestellt“ hatte. Im Entnazifizierungsverfahren wurde er als Mitläufer eingestuft. Schneidler wurde auf seinen Antrag hin 1948 in den Ruhestand versetzt, erklärte sich aber bereit, den Unterricht bis zur Klärung der Nachfolgefrage (die 1949 mit der Berufung von Walter Brudi und Eugen Funk erfolgte) weiterzuführen. Durch seinen Einfluss auf das damalige Akademierektorat unter Hermann Brachert misslang die vorgeschlagene Berufung des seinerzeit bereits international bekannten jüdischen Malers, Grafikers und Schriftgestalters Imre Reiner, der zur Zeit seines Studiums als „Lieblingsschüler“ Schneidlers galt, nach 1933 von diesem aber fallengelassen worden war.
Schneidler verstarb im Januar 1956 durch einen Treppensturz im eigenen Haus.
F. H. Ernst Schneidler gilt als Begründer einer sogenannten Stuttgarter Schule auf dem Sektor graphischer Gestaltung. Im Vergleich zu der am Bauhaus und von der „Neuen Typographie“ (z. B. Willi Baumeister) in den zwanziger Jahren propagierten Auffassung vertrat er eine eher konservative Linie, die selbst dort spürbar blieb, wo er „modern“ sein wollte. Seine Schüler waren u. a.: Albrecht Appelhans, Eva Aschoff, Walter Brudi, Werner Bunz, Eric Carle, Eugen Funk, HAP Grieshaber, Klaus Grözinger, Margret Hofheinz-Döring, Albert Kapr, Emil F. Karsten, Carl Keidel, Hans Joachim Kirbach, Eberhard Koebel (tusk), Otto Kraft, Hilde Laupp, Hermann Georg Lechler, Erich Mönch, Wilhelm Nauhaus, Richard Neuz, Lilo Ramdohr, Lilo Rasch-Naegele, Imre Reiner, Hedwig Reiner-Bauer, Walter Renz, Harald Schaub, Peter Schneidler, Elisabeth Schneidler-Schwarz, Hans Schweiss, Willi Seidl, Rudo Spemann, Fritz Stelzer, Grete Stern, Georg Trump, Willi Vogt, Klaus Vrieslander. Eric Carle sagte über sein Studium: „Nach der verhassten Schule habe ich acht Semester bei Professor Ernst Schneidler an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart studiert. Das waren die prägendsten und glücklichsten Jahre.“
2011 würdigte die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart sein Schaffen mit der Ausstellung Buch – Kunst – Schrift: F. H. Ernst Schneidler in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart. 2013 wurde die Ausstellung im Klingspor-Museum in Offenbach am Main wiederholt und durch einen Ausstellungskatalog ergänzt.
Schneidler hinterließ ein umfangreiches malerisches, kalligraphisches und schriftschaffendes Werk. Sein künstlerischer Nachlass wurde zu einem großen Teil vom Auktionator Thomas Leon Heck übernommen.
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