(* 27. September 1938 in Ardning in der Steiermark) ist ein österreichischer Aktionskünstler und Maler. Er lebt in Graz. weiterlesen…
Günter Brus zählt zu den radikalsten Vertretern des Wiener Aktionismus. 1970 wegen „Herabwürdigung der österreichischen Staatssymbole“ zu sechs Monaten verschärften Arrests verurteilt, lebte er längere Zeit in Westberlin im Exil, um der Haftstrafe zu entgehen. Während er in den 1960er Jahren vor allem mit seinen Aktionen Aufsehen erregte, hat er sich seit Beginn der 1970er Jahre wieder der Malerei zugewandt. Brus absolvierte die Kunstgewerbeschule in Graz und geht 1956 nach Wien, wo er Malerei studiert und seinen in den nächsten Jahren engsten Freund Alfons Schilling kennenlernt.
Beeindruckt vom deutschen Expressionismus der Jahrhundertwende, von Edvard Munch und Vincent van Gogh, dann auch vom abstrakten Expressionismus und von Künstlern wie z.B. Emilio Vedova, beginnt er im Herbst 1960 mit einer radikal gestischen, das Bildformat sprengenden Malerei. Sein späterer Weggefährte Otto Muehl, der ihn damals kennenlernt, erinnert sich: „Die Farbe war beim Aufschlag aufs Bild manchmal wie eine Bombe explodiert. Das war totaler schöpferischer Exzess. [...] Das gesamte Zimmer war mit Farbspritzern bedeckt, auf dem Boden lag der eingetrocknete Farbschlamm zentimeterhoch.“ Noch kurz vor seiner ersten großen Ausstellung zusammen mit Schilling muss er im Mai 1961 zum Militär. Nach Ableistung des Militärdienstes gerät er in eine psychische Krise, und beginnt erst Ende 1962 wieder mit der Arbeit.
1964 führt Brus seine erste Aktion, Ana, durch. Von Beginn an ist es für ihn wesentlich, den eigenen Körper ins Zentrum der Aktion zu stellen, und bei der dreiteiligen zweiten Aktion, Handbemalung. Kopfbemalung. Kopfzumalung, einem sich über mehrere Stunden hinziehenden Selbstbemalungsprozess, ist er auch mit dem Ablauf zufrieden. Er löst sich vollständig von der informellen Malerei und führt zahlreiche Aktionen (Selbstbemalung II, Selbstverstümmelung, Starrkrampf, Tranfusion, Tortur) durch.
1966 entwerfen Brus und Muehl die Idee der Totalaktion als Verbindung der Materialaktion Muehls und der brusschen Selbstverstümmelungen. Eine erste Probe wird am Destruction in Art Symposium in London gegeben.
1967 setzt er sich in der Arbeit Osmose, Pullover, Einatmen - Ausatmen körpersprachlich mit dem Thema der Geburt auseinander und integriert in seine 23. Aktion seine kleine Tochter Diana. Die Arbeiten von Brus gehen weiter in Richtung totaler Körperanalyse: Er uriniert und defäziert während der Aktionen, ritzt sich mit Rasierklingen die Haut und onaniert. 1968 kommt es zum Eklat durch eine in die Kunstgeschichte eingehende Veranstaltung, die von den Medien als Uni-Ferkelei tituliert wird, und in deren Gefolge er gerichtlich verfolgt und verurteilt wird und schließlich ins Exil geht. Seine letzte Aktion (Juni 1970), mit der er noch einmal bis an alle körperlichen Grenzen zu gehen versucht, heißt sinnigerweise Zerreißprobe.
Brus hatte schon sein gesamtes aktionistisches Werk mit Zeichnungen und Malereien begleitet. Ab 1970, beginnend mit der Mappe Irrwisch, entwickelt er daraus neue Möglichkeiten einer Kombination von Literatur und bildender Kunst. Es entstehen Arbeiten, die er Bild-Dichtungen nennt und einen neuen Abschnitt in Brus' Schaffen eröffnen, deren Frucht das reiche zeichnerische und literarische Werk der 70er und 80er Jahre ist. Für sein Lebenswerk erhielt er 1996 den Großen Österreichischen Staatspreis.
Reviews
There are no reviews yet.