(* 22. Juni 1905 in Flöha; † 14. Oktober 1989 in Niederwinkling) war ein deutscher Maler und Grafiker, dessen Hauptwerk im Dresden der 1950er Jahre entstand und eng mit der Stadt verbunden ist. Als Grafiker widmete er sich der Technik der Aquatintaradierung, die bereits Künstler wie Goya, Picasso, Käthe Kollwitz und Otto Dix nutzten. Hans Körnig wuchs in Flöha auf, wo seine Eltern das Bahnhofshotel und -restaurant führten. Die Familie zog 1916 nach Dresden und Körnig begann dort 1919 eine Elektrikerlehre. In seiner freien Zeit zeichnete er und lernte Klavier spielen. weiterlesen…
Von 1930 bis 1933 studierte Körnig an der Kunstakademie Dresden. Er war von 1930 bis 1932 Schüler von Richard Müller und Hermann Dittrich, von 1932 bis 1933 von Ferdinand Dorsch und Max Feldbauer. 1933 verließ Körnig die Kunstakademie aus stillem Protest gegen die Entlassung von Otto Dix.
Danach war Körnig als freier Künstler tätig. Er lernte die Pianistin Elise Schwabhäuser kennen, eine ehemalige Schülerin Liszts. Sie wurde in der folgenden Zeit seine Mäzenatin. 1935 und 1936 begleitete er sie auf mehrwöchigen Italienreisen, auf denen er Venedig, Florenz, Rom, Neapel, Mailand, den Gardasee und auch die Schweiz kennen lernte. 1937 folgten ein ausgedehnter Parisaufenthalt und ein kurzer Abstecher nach Südfrankreich. Unter dem Einfluss dieser Reisen wurde Körnigs Malstil freier, er schwelgte er in wahren Farborgien, wie er später bekannte. Im Jahre 1940 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und kam an die Front nach Russland. Während eines Rückzugsgefechts 1945 erlitt er eine Verletzung am rechten Unterschenkel, der daraufhin amputiert werden musste. Im August 1945 kehrte er aus russischer Kriegsgefangenschaft nach Dresden zurück.
1951 heiratete er Lisbeth Reichert verw. Thomas. Mit den beiden Töchtern Gisela und Ursula aus Lisbeth Körnigs erster Ehe und der ebenfalls 1951 geborenen Tochter Margarete ist Körnigs neue Familie ein häufiges Motiv seiner künstlerischen Produktionen.
Da es für den Maler in Dresden keine Ausstellungsmöglichkeiten gab, organisierte er in Eigenregie eine Schau seiner Arbeiten im eigenen Atelier und dem angrenzenden Dachboden. Das Ereignis wurde als „Erste Dachboden-Ausstellung“ in der Stadt bekannt. Im Juni 1955 veranstaltete er anlässlich seines 50. Geburtstages eine zweite Dachboden–Ausstellung, zu deren Eröffnung neben den damals jungen Malern Peter Graf, Strawalde, Georg Baselitz und A. R. Penck auch Otto Dix Otto Dix erscheint.
In den 50er Jahren wurde der damalige Außenminister der DDR, Dr. Lothar Bolz auf Körnigs Arbeiten aufmerksam. Bolz kaufte mehrere Aquatinten und Ölbilder an und vermittelte die Arbeiten Körnigs auch an andere Sammler in Berlin. Wegen der Aquatintaradierung „Straße der Befreiung“, auf welcher dem Reiterstandbild Augusts des Starken Hammer und Sichel der sowjetischen Fahne unter die Hufe seines Pferdes geraten, wird Körnig am 25. Juli 1958 aus dem Verband Bildender Künstler Deutschlands ausgeschlossen.
Im Juli 1961 unternahm Hans Körnig mit seiner Frau und Tochter Margarethe eine illegale Reise über West-Berlin und Düsseldorf nach Holland und Belgien. Auf dem Heimweg wurde er vom Mauerbau überrascht und entschloss sich, in Westdeutschland zu bleiben. Das in Dresden zurückgelassene künstlerische Werk wurde beschlagnahmt und blieb bis 1990 unzugänglich. In Niederwinkling in Niederbayern konnte er schließlich ein kleines Haus so günstig mieten, dass er Wohnung und einen Arbeitsraum sowie eine alte Küche zum Ätzen der Kupferplatten zur Verfügung hatte. Es folgten die Jahre des Reisens. Mehrwöchige Aufenthalte in Österreich, Paris, Wien, London, Berlin, Spanien, Istanbul, Italien, um nur einige Ziele zu nennen, lieferten Anregungen und Stoff für die künstlerische Produktion des restlichen Jahres.
1988 erschien das Mappenwerk „Fastnachtsspuk im Wallgäßchen“, eine Sammlung von 14 Motiven seiner Aquatinten aus der Dresdner Zeit. Die Mappe wurde von der eikon-Graphikpresse durch den Verlag der Kunst in Dresden herausgegeben und war eine erste Würdigung Körnigs in seiner früheren Heimat. Im Oktober 1989 schied Hans Körnig durch Freitod aus dem Leben.
Hans Körnig eignete sich die komplizierte Aquatintatechnik zu Beginn der 50er Jahre autodidaktisch an und ging auch bald dazu über seine Platten selbst zu drucken. Das gesamte Oeuvre beläuft sich auf ca. 1300 Arbeiten. Bis zu Körnigs Weggang aus Dresden entstanden knapp 300 Aquatinten. Seine Motive findet er in jenen Jahren in den alltäglichen Begebenheiten seines Familienlebens, im Leben der „kleinen Leute“ im Stadtteil Pieschen wo er mit seiner Familie lebt und der inneren Neustadt wo er sein Atelier hat. Ihn faszinieren Friedhöfe, Bahnanlagen, Rummelplätze, das Thema Karneval ebenso wie das barocke Dresden. Nostalgie und Tristesse, überbordende Fülle und Kleinteiligkeit wie klare, sparsame Linienführung charakterisieren seine Arbeiten gleichermaßen. Mit vielen dieser Motive setzt er sich gleichermaßen in seinen Zeichnungen und seiner Malerei auseinander.
In Bayern verarbeitet er vornehmlich die Eindrücke seiner Reisen, die er nun unternimmt. Es entstehen Zyklen zu Spanien, Italien, Paris, London, Istanbul und anderen Städte und Landschaften. In den siebziger Jahren als die ausgedehnten Reisen aus Altersgründen immer mehr eingeschränkt werden müssen, rückt die Illustration immer mehr in den Mittelpunkt seines Interesses. Von Franz Kafka illustriert er unter anderem „Die Verwandlung“ , „Das Schloss“ und „Das Urteil“. Weitere Zyklen entstanden zu E. T. A. Hoffmanns „Der goldene Topf“, dem Roman „Ulysses“ von James Joyce sowie zu „Don Quijote“ von Miguel de Cervantes.
Über all die Jahre pflegt Körnig intensiv das Portrait. Vor allem die Mitglieder seiner Familie, seine Frau Lisbeth und seine Tochter Margarethe werden in allen möglichen Stimmungslagen und Zuständen skizziert. Nicht zuletzt nimmt er auch sein eigenes Altern und den damit verbundenen Verfall kritisch und ironisch unter die Lupe. Die letzten Arbeiten entstehen 1988. Aufgrund verminderter Sehfähigkeit wurde sein Strich zuletzt immer flüchtiger, verloren die Arbeiten der letzten Jahre zunehmend an Spannung und der zwingenden Magie des Schattens, welche der Aquatinta zu eigen ist.
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