Uwe Lausen
(*15. Januar 1941 in Stuttgart; † 14. September 1970 in Beilstein bei Stuttgart) war ein deutscher Maler, der in Teilen seiner bildnerischen Ausdruckskraft u. a. an Francis Bacon und Lucian Freud erinnert. weiterlesen…Begegnungen SPUR und die Situationistische Internationale
Nach einem an der Eberhard Karls Universität in Tübingen begonnen und an der Ludwig-Maximilians-Universität München fortgesetzten, jedoch bald wieder abgebrochenen Philosophie- und Jurastudium, begann Uwe Lausen 1961 im Umfeld der Künstlergruppe SPUR zu malen, nachdem er zunächst zusammen mit seinem Schulfreund Frank Böckelmann die Literaturzeitschrift ludus ins Leben gerufen hatte.
Über die Künstlergruppe SPUR fand der Autodidakt Uwe Lausen Kontakt zur Situationistischen Internationale, einer kulturrevolutionären Bewegung um Guy Debord und Asger Jorn, der er bis 1965 angehörte. Guy Debord verhalf Lausen zu einer Anstellung im Zentralrat der Gruppe.
Erste Ausstellung Galerie Springer in Berlin
Die frühen Werke von 1961/62, die im Sommer 1962 in der Galerie Springer in Berlin erstmals präsentiert wurden, zeugen von diesem kulturellen Umfeld: Sie zeigen einen stark an CoBrA und SPUR orientierten gestisch-figurativen Ansatz. Kurz zuvor war Lausen wegen gotteslästerlicher und pornographischer Äußerungen in dem von ihm für die Zeitschrift SPUR 6 verfassten Artikel Brief eines Zurückgebliebenen zu drei Monaten Jugendarrest verurteilt worden.
1963, inzwischen mit der Fotografin Heide Uta Stolz verheiratet und Vater einer Tochter, löste sich Lausen von seinen Vorbildern, nachdem bereits im Jahr zuvor mit dem Ausschluss der Künstlergruppe SPUR aus der Situationistischen Internationale der persönliche Kontakt zu den Münchner Künstlerfreunden nachgelassen hatte. In einer stark experimentellen Phase fand Lausen nun – auch unter Zuhilfenahme der Collage und Assemblage – über eine an Hundertwasser orientierte ornamentale Linie hin zu Körpernahsichten, ein Thema, das ihn auch in seinen weiteren Werken immer wieder beschäftigte. Seit 1964 lebte Lausen mit seiner Familie auf einem Bauernhof in Aschhofen, ca. 50 km südöstlich von München.
Ausstellungen und Begegnungen durch Friedrich & Dahlem
Über Franz Dahlem, den Uwe Lausen Anfang der 1960er Jahre in München kennengelernt hatte, stand er in engem Kontakt zur Galerie Friedrich & Dahlem, die 1963 in München ihre ersten Ausstellungsräume eröffnet hatte.
Lausen zeigte dort nicht nur 1964 und 1966 in zwei Ausstellungen seine jeweils aktuellen Werke, sondern wurde auch durch Friedrich & Dahlem mit den Arbeiten von Künstlern wie Francis Bacon, Cy Twombly, Allen Jones, Gerhard Richter und vielen Anderen bekannt und konnte sie dort im Original studieren. In seinen eigenen Arbeiten bis 1965 werden diese Einflüsse sichtbar. Es gelang Uwe Lausen diese frei und ungezwungen, in einer eigenständigen Ausdrucksform zu verbinden.
In Kooperation mit der Galerie Friedrich & Dahlem realisierte die Mannheimer Galerie Margarete Lauter vom 20. November 1964 bis 7. Januar 1965 eine für die Stadt einzigartige Ausstellung Lausens. Der Künstler gestaltete mit Ute Stolz seinen aussergewöhnlichen Katalog "Das Lamm No. 6" und am Eröffnungsabend gab es für alle Gäste ein Himbeereis. Die spektakuläre Performance Lausens und seine hochpolitischen Werke hinterliessen in der Presse und bei den Bürgern einen tiefen, teils verstörenden Eindruck und Mannheim war plötzlich die Stadt der Avantgarde.
In den Fotografien seiner Frau, der Fotografin Heide Stolz, entstanden durch environmentartige Einbindungen von Personen und/oder Objekten vor den großformatigen Werken von Uwe Lausen neue kongeniale künstlerische Schöpfungen.
Thematisierung von Gewalt, Trennung und Vereinsamung
1966, im Geburtsjahr seiner zweiten Tochter, entwickelte Lausen, vor dem Hintergrund der nun auch in Deutschland stark präsenten Pop-Art, eine Phase realistischer Ausdrucksweise, verbunden mit einer beinahe brutalen Thematisierung von Gewalt.
Viele Werke von Uwe Lausen aus diesen Jahren transformieren das damalige politische Klima in der Bundesrepublik, mittels seiner künstlerischen Ausdrucksstärke zu bildnerischen Zeitdokumenten und Manifesten in Gemälden. Diese Epoche seines Schaffens wird auch in weiten Kreisen als seine bedeutendste erachtet.
Zusammen mit ihren Töchtern Lea und Jana, zogen Uwe und Heide Lausen 1968 wieder nach München. Lausens stetig gesteigerter Drogenkonsum sowie die spätestens für 1969 dokumentierte Trennung von seiner Frau führten ihn immer tiefer in die Vereinsamung. In seinen Werken zeichnete sich dies in einer deutlich reduktionistischen Darstellungsweise. In seinen Gemälden wiederholen sich nun verloren wirkende Einzelmotive wie Waschbecken, Stühle, Tuben, innerhalb großer Farbflächen plakativ auf die Leinwand gesetzt, auf meist menschenleerer Bildfläche.
1969 schließlich fand Uwe Lausens künstlerisches Schaffen sein Ende, nachdem er den Auftrag zu einem Bühnenbild für Peter Steins Inszenierung von Edward Bonds Early Morning am Schauspielhaus Zürich nicht fertig gestellt hatte.
Am 14. September 1970, nach einem rastlosen Jahr ohne festen Wohnsitz, beendete Uwe Lausen sein Leben im Hause seiner Eltern in Beilstein bei Stuttgart.