(* 5. April 1923 in Sønderborg (Dänemark) als Kurt Rudolf Hoffmann; † 18. Februar 2008 in Hamburg) war einer der wichtigsten Maler der Kunstrichtung Informel. weiterlesen…
Er nahm seinen Künstlernamen in Anlehnung an seinen Geburtsort an. 1949 stand die erste (Gruppen-)Ausstellung im Hamburger Kunstverein an, der sich, nach der im Hamburger Völkerkundemuseum 1950, dann 1951 eine weitere anschloss. In diesem Jahr nahm er auch den Namen seiner Geburtsstadt an. In der Folge ging er ähnliche Wege wie die Künstler des „Informel“, beispielsweise Karl Fred Dahmen, K. O. Götz, Gerhard Hoehme, Bernard Schultze, Emil Schumacher, Fred Thieler und Hann Trier. 1982 stellte er aber selbst die Frage, ob er überhaupt ein „informeller“ Künstler sei, also jemand, der ausnahmslos nach dem Prinzip des Formlosen arbeite, das in seiner Entstehungszeit, ab Mitte der 1940er Jahre, gegen die geometrische Abstraktion gerichtet war.
Sonderborg fand in den 1950er/1960er Jahren, als Bewegung und Geschwindigkeit entscheidenden Einfluss auf die avantgardistischen Künste hatte, die Inspiration für seine Arbeit eher auf der Straße als im Museum, in der Kunstgeschichte, in der er ohnehin keine Vorbilder sah.
Willi Baumeister, Cavael, Fietz, Geiger, Hempel und Meier-Denninghoff gründeten 1949 die Gruppe ZEN 49, der sich Sonderborg 1953 nach Auffassung Baumeisters angeschlossen hatte. Niederschläge dieser eher kontemplativen und spirituellen Richtung finden sich in Sonderborgs Arbeit zum Beispiel in seiner meditativ anmutenden „Zeichnung, 5. August 1953“. Andererseits wurde er aber auch von einer Außenwelt vorangetrieben, die dem Dynamismus der Aufbruchszeit 50er Jahre huldigte und sich in entsprechenden Charakterisierungen wie „Überschall, 25. September 1953“ äußerte. Überhaupt hat es in allen seinen Schaffensphasen parallel zueinander stillere, nach innen gerichtete, und „vorwärts“ signalisierende Zeichnungen und Bilder gegeben.
Sonderborg wechselt oft seinen Lebensmittelpunkt, was Kritiker zu der Vermutung brachte, dass er nicht nur in seiner Kunst, sondern auch in seinem Leben die Bewegung benötigt. In Paris, dem Mekka der Künstler in den 1950er/60er Jahren, unterhielt er lange eine Wohnung. Aber auch in Chicago oder Berlin hielt er sich immer wieder auf. Es ist bekannt, dass er auch in fortgeschrittenem Alter noch ein Swingboy war, der gerne gut isst, tagelang um „die Häuser zieht“ und ausgiebig die lokalen Jazz-Clubs frequentiert.
Nach Detlef Bluemler dauert dieser Zustand des Verharrens und Abwartens oft Tage, bis der Mal-Akt selbst beginne. Mit Vorliebe nutze er Hotelzimmer oder einen sonstigen Raum, in dem er sich ausbreiten könne, als Atelier. Auf dem Fußboden ordne er Leinwände, Zeichenkartons, Farben, Pinsel, Spachtel, Scheibenwischer, Kratzer, Messer und andere Utensilien griffbereit an. Im Malprozeß selbst erreiche er „ein Höchstmaß an Wachheit und Konzentration“, das ihn jedoch „nicht an einer gleichzeitig bestehenden, kontemplativen Ruhe und Übersicht hindert“. Da Sonderborg lange Zeit kein festes Atelier hatte sondern vorwiegend in Hotelzimmern arbeitete bezeichnete man ihn auch als Maler ohne Atelier.
Oft dauere es Stunden, bis er alles vorbereitet habe. Häufig korrigiere er die Anordnung der Hilfsmittel, um sich später einen exakten Bewegungsablauf garantieren zu können. Im Verlauf dieser Tätigkeiten wachse seine innere Anspannung und entlade sich dann mit einem Mal, so dass er plötzlich mit großer Energie und Geschwindigkeit loslege, ähnlich wie dies die Anhänger des Action Painting tun. Dabei mache er sich die schnelle Trocknung von Eitempera oder Acrylfarbe zunutze. Hielte er die Arbeit für abgeschlossen, so gebe er ihr einen Titel. Seit den 1960er Jahren bestehen diese Titel bei Sonderborg lediglich aus Datierungen, etwa in der Form 3. Mai 1963, 21.02-21.21 h. Nach eigener Aussage lehnte er jede interpretatorische Angabe zu seinen Arbeiten ab und wollte lediglich darauf hinweisen, wann, wo und zu welcher Zeit sie entstanden waren.
Gelegentlich wirken Sonderborgs Arbeiten aber auch fast gegenständlich, insbesondere wenn er sich der Technik der Federzeichnung bedient. Dabei muss er schon technisch bedingt bedächtiger zu Werke gehen und kann auch nicht fortwährend ab- und wieder neu ansetzen. Dennoch zeigt er auch hier durch Abschaben oder Abkleben von Linien einen ungewöhnlichen Duktus.
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