(* 21. April 1930 in Hannover; † 5. Juni 1998 in Basel) war ein Schweizer Dichter, Grafiker und intermedial arbeitender Aktions- und Objektkünstler deutscher Abstammung. Er gilt als Vertreter der Konkreten Poesie. weiterlesen…
Roth nahm in den 60er Jahren an Happenings und Fluxusveranstaltungen teil. Er kreierte organische Kunstobjekte, die einem Prozess der allmählichen Veränderung und des Zerfalls unterlagen, u. a. luftdicht abgeschlossene Gewürz- und Schimmelobjekte und Schokoladeobjekte, die von Schokoladenmotten zerfressen wurden. Zusammen mit Daniel Spoerri und André Thomkins fertigte er Werke der Eat-Art an. In den 70er Jahren gestaltete er inhaltlich und grafisch eine Vielzahl von Buchobjekten, die eine Verwandtschaft mit dem dadaistischen Werk Kurt Schwitters aufweisen.
Die katastrophenreiche Lebensgeschichte führte den 1930 in Hannover geborenen Auslandsschweizer aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Zürich und später nach Bern. Dort ging er von 1947 bis 1951 in die Lehre bei dem Graphiker Friedrich Wüthrich. 1955 entwarf er in Kopenhagen Muster für Textilien, dann folgten Stationen in Island, Amerika und Deutschland. Zwischen Island, Deutschland und der Schweiz pendelte er bis zu seinem Tod am 5. Juni 1998. Mit einem Oneway-Ticket begab er sich 1958, angelockt durch eine vage Stellenzusage, nach Philadelphia an die School of Art. Als er die erhoffte Stelle nicht erhielt, versuchte der Achtundzwanzigjährige in New York Fuß zu fassen. Aus der finanziellen Not half ihm der Schweizer Herbert Matter. Matter gefielen die damaligen konstruktivistischen Arbeiten Roths. Er vermittelte ihm einen Lehrauftrag an der Yale University und später eine Stelle in der Reklameabteilung der Geigy-Versuchslaboratorien in Yonkers bei New York. Mühsam, weil er aus Trauer über seine Situation häufig den Lohn vertrank, sparte er Geld für einen Rückflug nach Island. 1967 lernte er Dorothy Iannone kennen.
Bei späteren Aufenthalten in New York lernte er die Fluxus-Künstler kennen, komponierte mit ihnen, kritisierte aber ihre Moral: „Ich glaube eben nicht daran, dass die Askese irgendjemanden gut tut, außer dass sie einen Triumph darstellt, derer, die sie üben“. In den sechziger Jahren wand Roth die umgekehrte Devise an und setzte unasketisch auf Quantität. Er produzierte zuweilen 100 Bilder am Tag. Mit „Literaturwürsten“ und „Schimmelbildern“ brach er von den zwei Dimensionen der Graphik in die Räumlichkeit auf.
Richard Hamilton wurde durch die Literaturwürste auf Roth aufmerksam und schlug ihn für den Copley-Preis vor. Mit Hamilton begann so eine jahrelange Freundschaft, in deren Verlauf gemeinsame Bilder und Interviews entstanden. Die Zusammenarbeit war für Hamilton eine Tortur, da Roth viel schneller arbeitete: „… wenn er vorsichtig irgendwo angefangen hatte, sagte ich: Das ist schon fertig, das ist gut“.
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