Fritz Genkinger
(* 17. Juni 1934 in Tübingen; † 2. August 2017) war ein deutscher Künstler. Nach seiner Jugend- und Ausbildungszeit in Nürtingen wandte er sich dem Kunststudium in Karlsruhe zu, wo er Aufnahme in der Klasse von HAP Grieshaber fand mit bekannten Künstlern wie Horst Antes, Heinz Schanz und Hans Martin Erhardt. weiterlesen…Ein umfangreiches und vielfältiges künstlerisches Arbeiten setzte ein, das bis zuletzt anhielt. Kennzeichnend ist seine ab 1962 entstehende "Kosmische Figur" eine sogenannte Kunstfigur, sie ist reduziert auf das lebensnotwendige "Kopf und Rumpf". Die Bilder von Fritz Genkinger sind oft polar angelegte Bilder: vergehen, absterben und aufbrechen, männlich und weiblich, innen und außen, Vernunft und Emotion. Das doppeldeutige und vielschichtige gehören zu Fritz Genkingers Grundprinzipien. Er sagte: Die Wissenschaft, unsere rationale analytische Sichtweise ist eben nur ein Ausschnitt der Wirklichkeit, sie erfasst nicht das Ganze, nicht den ganzen Menschen, nicht alle Dimensionen des Lebens. Die Kunst reicht da weiter. Sie sieht, ahnt mehr. Seit 1995 lebte er in Böttingen, einem Stadtteil von Münsingen, auf der Schwäbischen Alb, wo er auch im ehemaligen Schulhaus sein Atelier eingerichtet hatte.
Von 1950 bis 1954 absolvierte Genkinger eine Lehre als Werkzeugmacher und begann nach seiner Übersiedlung 1957 nach Karlsruhe ein Studium der Malerei an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe bei HAP Grieshaber und Herbert Kitzel. Dabei arbeitete er zunächst künstlerisch inspiriert durch den irischen Maler Francis Bacon. Nach Beendigung seines Studiums im Jahre 1968 begann er sich mit Motiven (Fußball, Leichtathletik und Kunstturnen) aus der Sportwelt zu beschäftigen. Durch eine Ausstellung mit seinen Sportbildern beim Stuttgarter Kunstverein gelang ihm der künstlerische Durchbruch. In den Spotbildern befindet sich eine gleichnishafte Sinnschicht. Es handelt sich nicht einfach um Abbildungen des Realen. Es sind Gleichnisse, metaphorische Umsetzungen von Vorstellungen über unser Dasein. Anspielungen auf die Dramen des Lebens, die man beim Sport finden kann: elegante Verspieltheit, das Überwinden von Hindernissen, die Bewegung im Raum, das Ringen um den Sieg, Triumph und Niederlage. Polar, mehrdimensional sind die Bilder von Fritz Genkinger angelegt.
1968 erfolgte auch die Übersiedelung nach Stuttgart und von 1970 bis 1971 war er als Lehrstuhlvertreter an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart tätig. Es folgte 1972 bis 1973 ein Stipendiat der Cité Internationale des Arts in Paris, sowie die Teilnahme als Künstler auf der öffentlichen Spielstraße anlässlich der XX. Olympischen Spiele in München 1972. 1974 zog Genkinger nach Rielingshausen bei Marbach am Neckar und erhielt den Auftrag zur Fußball-Weltmeisterschaft drei Großplakate für das Bundespresseamt, sowie 10 Briefmarken zur Fußball-Weltmeisterschaft für Paraguay zu entwerfen.
1975 besuchte er Argentinien und 1976 Argentinien, Chile und Bolivien. Fünf Jahre später entwarf Genkinger eine Mappe mit 12 Originalserigrafien zum Thema „Fußball“ für den VFB Stuttgart. Als erste große Galerie wurde Wolfgang Ketterer, Stuttgart, später in München, auf ihn aufmerksam, und veranstalte anlässlich der Olympischen Spiele die erfolgreiche Gemälde und Graphik-Ausstellung „Fritz Genkinger“. Später, ab 1980, kam überwiegend noch die Galerie von Freerk C. Valentien in Stuttgart bei der Vermarktung der Werke hinzu. Als Genkinger 1995 seinen Wohn- und Arbeitsort nach Böttingen bei Münsingen auf die Schwäbische Alb verlegte, entdeckte er bei seinen Spaziergängen den sog. „Böttinger Marmor“, welchen einst der württembergische Herzog Karl Eugen u. a. für die Inneneinrichtung seines Neuen Schlosses in Stuttgart abbauen ließ.
Als leidenschaftlicher Sammler besaß der Künstler die größte Sammlung unterschiedlicher Formationen dieses Gesteins, dessen schichtenmäßiger Aufbau ihn seit vielen Jahren dazu animierte, von ihm sogenannte „Schichtenbilder“ zu erstellen. Der Böttinger Marmor hat Fritz Genkinger eine ganz neue Bildsprache finden lassen. Er ist zu Stein gewordene Erdgeschichte. Und ganz ähnlich verhält es sich mit den Menschen. Fritz Genkinger stellt fest: Wir sind mit unserer persönlichen individuellen Geschichte eingebettet in unsere Familiengeschichte, in die Geschichte des Kosmos, wie die bekannte Puppe in der Puppe. Die Schichtbilder sind zum Bild und zur Kunst gewordene Menschengeschichten. Fritz Genkinger setzte sich mit dem Stein auch direkt auseinander: ebenso sägte bzw. schleifte er daraus allerlei archaische Figuren (vergleichbar der „Venus von Willendorf“) und natürliche Gegenstände, Steinflöten mit ganz reinen Tönen, Amulette von zeitloser Schönheit. Seine große Liebe zur Musik brachte den begabten Jazztrompeter und Flötenspieler bei seinen Südamerika-Reisen u. a. mit dem Argentinier Jaime Torres zusammen, dem berühmtesten Vertreter der Charango-Musik, für die er ein Plattencover erstellte.
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