Otto Rohse
(* 2. Juli 1925 in Insterburg, Ostpreußen; † 5. März 2016 in Hamburg) war ein deutscher Künstler, Buchgestalter, Typograf, Holzstecher, Kupferstecher und Illustrator. weiterlesen…Seine Schulzeit verbrachte er in Gumbinnen/Ostpreußen und beschäftigte sich schon frühzeitig mit dem Zeichnen von bizarren Detailansichten von Bäumen, Blättern und Wurzeln. Die Begegnung mit der Malerin Helene Wagenbichler, die häufig im Kunstverein Königsberg ausstellte, beeindruckte ihn sehr, der Wunsch seines Vaters, Postbeamter zu werden, weniger. So begann er 1943 ein Studium an der Kunstakademie Königsberg bei Alfred Partikel (1888–1945), der durch seine masurischen Landschaften bekannt wurde. Die Kriegswirren, der Kriegsdienst und die Gefangenschaft unterbrachen seine Studien, die er von 1948 bis 1952 an der Hochschule für bildende Künste Hamburg bei Friedrich Ahlers-Hestermann wieder aufnahm. Richard von Sichowsky, sein Lehrer für Typografie und Buchgestaltung, berief ihn zu seinem Assistenten.
1956 ließ er sich als freischaffender Künstler in Hamburg nieder und arbeitete unter anderem für die Verlage Claasen und Ellermann. Für Hermann Radecke und die Druckerei Gustav Petermann entstanden Kalenderblätter und Neujahrsgrüße. Für die Maximiliangesellschaft illustrierte er 1954 Friedrich Rückerts Versmärchen für Kinder. 1956 illustrierte er das Buch Die Geschichte des Hauses Die Bost für Rudolf August Oetker und 1958 Antigone oder Roman auf Kreta für die Büchergilde Gutenberg. In der Grillen-Presse, der Presse seines Lehrers Richard von Sichowsky, erschien 1960 Pet der Fisch, ein Märchen seiner Freundin und späteren Ehefrau, der Töpferin Marianne Rohse mit Holzstichen. 1960 bis 1961 leitete der Künstler an der Werkkunstschule Offenbach/Main die Klasse für Typographie und Buchgestaltung. Anschließend kehrte er nach Hamburg zurück und gründete 1962 die Otto Rohse Presse. Diese lebte handwerklich aus dem Geist der großen Pressen vom Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Intellektuell wurde sie von der Neugier eines Lesers bestimmt, welcher der Sprache durch ihre Veröffentlichungen ein angemessenes Haus bauen wollte. Sie verweigerte sich mit Entschiedenheit der händlerischen Spekulation und widmete sich dem Geist und der Idee des in sich schlüssigen, originalgraphischen Künstlerbuches.
Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde Otto Rohse – wenn auch meist unbewusst – durch die Gestaltung von Briefmarken und Briefmarkenserien für die Deutsche Bundespost, die er zwischen 1955 und 1995 entwarf. Bis 2000 brachte die Deutsche Bundespost 60 Briefmarken mit Entwürfen von Otto Rohse heraus.
Sein Werk war umfangreich. Bis zum Jahr 2000 entstanden etwa 650 Holzstiche und 350 Kupferstiche sowie zahlreiche Radierungen und Buchproduktionen. Eine Reminiszenz an seine Heimat war eine Mappe mit 14 Städtemotiven aus Ostpreußen, die er 1993/1994 schuf.
In der Otto Rohse Presse wurden bibliophile Buchausgaben von hohem Anspruch verlegt, die nicht nur von Freunden der Buchkunst gesammelt werden, sondern auch in museale Sammlungen Eingang gefunden haben, wie das Gutenberg-Museum Mainz, in das Germanische Nationalmuseum Nürnberg, in die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, in das Klingspor-Museum, Offenbach und in das Schiller-Nationalmuseum Marbach. Zwischen 1962 und 2002 veröffentlichte die Otto Rohse Presse über 50 Pressedrucke, dazu Mappen- und Kassettenwerke, die in Zusammenarbeit mit dem Buchbinder Christian Zwang entstehen.
2003 übernahm das Germanische Nationalmuseum die gesamte Werkstatt der Otto Rohse Presse und seinen Bestand an Pressen für Buch- und Kupferdrucke sowie an Bleischriften. Eine große Sammlung der ORP-Arbeiten, sowie die original Kupferplatten und Holzstöcke befinden sich in der Johannes a Lasco Bibliothek Emden. Das umfangreiche Werksarchiv konnte mit großzügiger Unterstützung der Kulturstiftung der Länder im Gutenberg Museum Mainz eine neue Heimat finden.
1967 gestaltete Otto Rohse den Katalog und verschiedene Zeichen im Deutschen Pavillon der Expo in Montreal, dazu drei großformatige Lederbände zur Deutschen Geschichte. Für diese Arbeiten wurde er mit der Silbermedaille der Expo Montreal ausgezeichnet.
1969 veröffentlichte Otto Rohse das erste Heft von Sigill – Blätter für Buch und Kunst, einer Zeitschrift, die er mit dem Ziel gründete, „exemplarische typographische Arbeiten, Illustrationen in Originalverfahren (Radierungen, Kupferstiche, Holzstiche, Holzschnitte und Lithographien) und originalgetreue Farb-Reproduktionen zu veröffentlichen“, und zwar mit einer Sorgfalt, „die unter Termindruck nie zu erreichen sein wird.“ Bis 1999 erscheinen 42 Ausgaben, die mit einer großen Anzahl von Originalgraphiken gedruckt werden und in Typographie und Handhaftung den Charakter von Pressen tragen.
Otto Rohse wurde 1985 in Hamburg mit der Biermann-Ratjen-Medaille für „national und international unübertroffene handwerkliche und künstlerische Qualität“ und 2002 mit dem Gutenberg-Preis (Gutenberg-Gesellschaft) der Stadt Mainz ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2005 die Silbermedaille der Leipziger Buchkunstausstellung.
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